Veränderung? Folge der Freude

Auf den ersten Blick hört sich diese Aufforderung oberflächlich an. Es kann nicht nur schön und angenehm sein, oft ist es auch notwendig, sich durchzubeißen. Folge der Freude bedeutet, dass sich das Ziel durch viel Freude abbildet. Und dass meine Leitplanken auf dem Weg durch Freude geprägt sind.

Weg mit allem, was mir nicht guttut

Mit dem Tod eines geliebten Menschen klarzukommen ist für jeden anders. Meine Trauerarbeit lag in der Ablenkung – nur, man kann die Trauer nicht wegarbeiten oder wegrennen. Irgendwann holt sie einen ein und will gefühlt werden.

Mein Verstand begriff schnell, dass sich alles verändern würde. Doch das Herz sehnte sich nach dem alten Zustand zurück. Das Schlimmste waren all die Gegenstände, die Kleidung, die den Geruch noch trug oder die vielen Notizzettel, Sprachnachrichten und Videos, die mir immer wieder bei der Arbeit und in der Wohnung begegnen. Der einzige Weg, nicht täglich diesem Schmerz ausgesetzt zu sein, war eine konsequente Trennung von all diesen Dingen. Ich trennte mich relativ schnell von persönlichen Gegenständen und behielt nur die Dinge zurück, die sich entweder gut verkaufen ließen oder die praktisch gesehen noch von Nutzen sein konnten. Ich verbrachte viele Wochenenden damit, Unterlagen auszusortieren, das Wohnzimmer umzudekorieren, zu streichen, Bett und Couch auszuwechseln, Regale umzustellen und mich neu einzurichten. Der Sinn dahinter war zum Einen, Dinge aus dem Weg zu räumen, die mir nicht guttaten, zum anderen, meiner eigenen Energie mehr Raum zu geben.

Ich wollte nicht in einem Haus wohnen, das einem Museum glich, voller Erinnerungsstücke an einen Menschen, der nicht mehr da war. Selbst im Bad tauschte ich das Waschbecken. Was hatte mich das alte Waschbecken genervt. Ich montierte es selbst an die Wand und hängte einen neuen Spiegel auf.

Das Bad trägt jetzt meine Handschrift.

Im Büro war das Trennen noch schwieriger, es war „sein“ Geschäft und es war schwer, mich an diesen großen Schreibtisch zu setzen und diesen Platz einzunehmen. Es dauerte fast ein Jahr, bevor ich auch hier die Möbel umstellte, anfing, Unterlagen zu entsorgen und all die Dinge, die in den Schubladen gehortet wurden, auszusortieren und mich davon zu trennen. Es waren nicht meine persönlichen Dinge und ich hatte das Recht, Platz zu schaffen.

Eine Betriebsübergabe ist ein Neuanfang.

Auch in Unternehmen, bei denen es zu Betriebsübergaben kommt, ist es wichtig, den Neuanfang zu zelebrieren. Wie oft kommt es vor, dass der Name des Seniors weitergeführt wird, kaum Veränderung im Büro stattfindet und der Nachfolger im Schatten des vorherigen Inhabers agiert? Bei einem Generationenwechsel oder einer Betriebsübergabe ist es wichtig, dass alte Dinge losgelassen werden. Der Schreibtisch, die Ausstattung des Büros, das Firmenlogo, die Firmenbezeichnung – nichts sollte mehr vom alten behaftet sein und wie Ballast auf den Schultern des Nachfolgers liegen.

Für Mitarbeiter, die mit dem Senior gut zurechtgekommen sind, ist es oft schwer, sich an das Neue zu gewöhnen. Doch so, wie Führungskräfte Respekt vor den Mitarbeitern haben sollten, sollten die Mitarbeitern dem Nachfolger Respekt entgegenbringen und mit ihm arbeiten, anstatt dagegen. Fehler werden von allen Seiten begangen – nur gemeinsam ist es möglich, beste Ergebnisse zu erzielen.

Inzwischen erinnert in meinem Haus nicht mehr viel an Andreas. Etwas Kunst ist noch vorhanden und natürlich viele Dinge in der Werkstatt. Das Büro habe ich komplett neu gestaltet, lediglich der Schreibtisch und ein paar Regale sind noch da. Nach dem Umzug erinnern nur noch die alten Fotos an das alte gemeinsame Leben. Ich habe losgelassen.

Ich darf Freude haben

Nach ein paar Monaten hatte ich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich Geschichten mit meiner Tochter austauschte, bei der wir uns über Marotten von Andreas amüsierten. Liebevoll, nicht abwertend. Und ich erlaubte mir zu tanzen, Freude zu haben, ins Kino zu gehen, einfach zu versuchen, dem Leben wieder die Schwere zu nehmen.

Liebe erlaubt

Auch das Thema Partnerschaft und Beziehung findet inzwischen seinen Raum. Es fiel mir lange noch schwer, für mich einzustehen und meine Bedürfnisse laut auszusprechen. Es brauchte drei Anläufe, bis ich so gefestigt war, dass ich mich von Menschen, die mir nicht guttaten guten Gewissens trennen konnte. Inzwischen habe ich einen liebevollen Partner gefunden, mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft gut vorstellen kann. Zum Glück habe ich zwei erfahrene Freundinnen – meine Gefährtinnen – an meiner Seite, die mir öfter den Kopf gewaschen haben. Als ich Nummer 1 und Nummer 2 endlich den Laufpass gegeben hatte, stöhnten beide Freundinnen laut endlich. Es waren die alten Glaubenssätze, dass ich mir nur viel Mühe geben musste, bevor man mich gut behandelte. Ein falscher Glaubenssatz kann unheimlich blockieren und verhindern, dass man das Ziel erreicht, das man sich doch so sehr wünscht.

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