Die Raunächte beschreiben die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Sie sind eine gute Gelegenheit, das Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Von vielen Frauen lese ich, wie anstrengend sie dieses Jahr empfunden haben und wie sehr sie darauf warten, endlich wieder ruhigere Zeiten leben zu dürfen. Und gerade die Jahresrückblicke lassen bei der ein oder anderen Frau das Gefühl zurück, versagt oder zu wenig geleistet zu haben. Was uns nicht hilft, sind noch mehr Planungshilfen und Ratschläge, wie es dieses Mal funktioniert, seine selbst getroffenen Vorsätze auch tatsächlich einzuhalten.
Mir scheint, als ob KI und andere technische Innovationen, immer komplexer werden und das Leben nicht immer vereinfachen. Social Media gaukelt Scheinwelten vor, die mit dem wahren Leben nichts zu tun haben. Eigentlich wissen wir, dass wir den Stopp-Schalter drücken können, doch manchmal finden wir ihn nicht. Es „blinkt“ und „rattert“ überall und jeder Schalter verspricht ein weiteres Abenteuer, eine Überraschung oder auch eine ruhigere Fahrt.
Ich bin der Ansicht, dass die Raunächte eine hervorragende Gelegenheit sind, diese Turbofahrt anzuhalten und wieder bei sich selbst anzukommen. Du kannst hier nachlesen, wie ich die Raunächte gestalte und welche Erkenntnisse sich mir gezeigt haben.
Mit den Ahnen verbinden
Am ersten Tag der 12 Raunächte sind wir aufgefordert, uns mit unseren Ahnen zu verbinden. Mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Eine ideale Gelegenheit, alte Fotos zu durchzuschauen und festzulegen, von welchen Erinnerungen wir uns jetzt trennen, sie loslassen dürfen.
- Welche Erinnerungen verbinden Dich mit Deinen Ahnen?
- Was fühlst Du, wenn Du die alten Bilder durchschaust?
- Gibt es eine Geschichte, die Du zu einem bestimmten Bild erzählen möchtest?
- Entdeckst Du vielleicht ein Foto, das Du schon lange vergessen hast?
Bilder und Videos zeigen uns noch einmal in einer Zeit, in der wir vielleicht ganz andere Träume hatten als die Wirklichkeit, die sich heute präsentiert. Wer war das kleine Mädchen, der kleine Junge, die Dich aus den Fotos anschauen? Welche Träume hatten Deine Eltern? Wenn Du eine schwierige Verbindung zu Deinen Ahnen hast, versuche zu vergeben. Es ist Dir nicht möglich? Dann schreibe Deine Gedanken auf ein Blatt Papier und sage Deinen Ahnen, was immer Du ihnen sagen wolltest. Nimm dieses Blatt, falte es zusammen und verbrenne es in einer offenen Flamme. Lass es los.
Pläne sind eine gute Sache. Doch wenn wir zu viel planen, berauben wir uns der Spontanität. Wir bauen eine Erwartungshaltung auf, die für großem Enttäuschung sorgen kann, wenn sie nicht das Ergebnis liefert, das wir uns gewünscht haben.
Ich schlief am Nachmittag des Heiligen Abends, also der ersten Raunacht erschöpft auf der Couch ein. Wie bei Vielen war die Adventszeit vollgepackt waren mit ungeklärten Dingen, die plötzlich alle auf dem Tisch landeten. Um Druck herauszunehmen, verzichteten wir darauf, ein perfektes Abendessen vorzubereiten, saßen stattdessen gemeinsam an der Feuerschale und redeten. Der Abend verlief improvisiert, und – weil ich es mir wünschte – spielten wir lange Karten.
Meine Ahnen hatten mir eine Botschaft mitgegeben:
Nimm Dir die Zeit und sorge für Dich und trenne Dich von falschen Erwartungen.
In die Stille gehen
Wenn die Unruhe der letzten Tage bleibt, wird es Zeit, herunterzukommen. Vielleicht geht es Dir da, wie mir. Für Yoga bin ich in diesen Fällen viel zu hibbelig. Mein Mittel, um auch ohne Raunächte die Gedanken klar zu bekommen, ist ein Spaziergang mit den Hunden. Wir hatten Glück an diesem Weihnachten, die Luft war klar, der Himmel blau und überall glitzerte der Schnee auf den Bäumen. Solche Momente sind kostbar, weil sich innerhalb kurzer Zeit die Unruhe in Dankbarkeit wandeln kann. Ein idealer Zeitpunkt, um mit einem Freund oder seinem Partner tiefe Gespräche zu führen. Ich empfinde solche Deep Talks unheimlich wertvoll. Auszusprechen was ist und zuhören, was den anderen beschäftigt.
Und wie lief es bei uns? Wir plauderten kurz mit Menschen, die uns begegneten und setzten uns anschließend trotz der Kälte auf den Balkon. Eingemummelt und mit einer warmen Tasse Kaffee in der Hand. Eine Decke um die Beine gewickelt und die Nase in die Sonne gestreckt. Den Nachmittag verbrachte ich dann damit Lego zu spielen. Moment, wirst Du vielleicht denken? Sie spielt in ihrem Alter noch Lego? Meine Tochter hat mir zu Weihnachten Lego geschenkt. Sie hat sich Gedanken darüber gemacht, was mir Freude bereitet und wie groß die Freude war. Ich war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, Sukkulenten aus Legosteinen zusammenzusetzen. Voll bei mir, konzentriert am spielen.
Du suchst die Stille in Dir? Probiere meine Mindset-Resetter mal aus:
- Gehe raus an die frische Luft.
- Schaue Dir Deine Umgebung genau an.
- Suche 5 Dinge, die Dich erfreuen.
- Wofür bist Du gerade am meisten dankbar?
- Versuche bewusst zu atmen.
- Lächle mindestens 3 Personen an, die Dir begegnen.
Vielleicht geht es Dir wir mir und Du stellst fest, wie gut das tut und wie sich Deine Gedanken beruhigen.
Ordnung im Außen schaffen
Wir sollten die Zeit vor dem Jahreswechsel nutzen, um uns auch physisch von Dingen zu trennen und das alte Jahr aufgeräumt zu verlassen. Ich gehe in der Zeit der Raunächte gerne an meinen Papierkram und schreddere alles in meinem Aktenvernichter, was ich an gesammelten Unterlagen nicht mehr mit ins Neue Jahr mitnehmen möchte. Alte Kontoauszüge, Versicherungsanschreiben, Steuerbescheide, bei den die Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist oder meine Buchhaltungsunterlagen, die älter sind als 10 Jahre. Sinnvoll ist es auch, an Schubladen zu gehen, die keinen anderen Zweck haben, als Krimskrams aufzubewahren oder die Sockenkiste zu sortieren.
Es braucht immer ein bisschen Überwindung, aber wenn ich dabei, macht es mir richtig Spaß, Unterlagen zu sortieren, abzuheften oder zu entsorgen. Am Ende der Aktion bekommen Schränke und Regale Luft und Struktur. Etwas, was wichtig ist. Das neue Jahr nicht mit altem Ballast zu beginnen. Vielleicht hast Du auch Lust, einen Schritt weiter zu gehen und Deine Aufgaben in einem Tool zu strukturieren, das Dich regelmäßig daran erinnert, was zu tun ist.
Meine persönlichen Favoriten für das physische Loslassen sind:
- Die Kramschublade, die alles beinhaltet, was sonst keinen Platz findet
- Die Sockenkiste, in der all die Einzelgänger landen, die beim Wäschewaschen übrig geblieben sind
- Der Kleiderschrank bietet Potenzial für einige Nachmittage – wetten?
- Die Kiste mit dem unerledigten Papierkram.
- Die Kartons im Keller oder auf dem Dachboden, bei denen Du nicht mehr weißt, was drin ist.
- Deine Versicherungsunterlagen
- Die Steuerbescheide von anno dazumal
- Die Garage
- Deine Tuppersammlung
Wenn ich großzügig sortiert habe, dann packe ich am Liebsten alles in mein Auto und bringe es direkt zum Wertstoffhof. Es fühlt sich großartig an, anschließend in ein Zuhause zurückzukehren, bei dem ungeliebte Stellen großzügig bereinigt worden sind.