Was für ein surrealer Titel. Yungblod kannte ich nicht, ich sah ihn auf der Website von Rock am Park. Und sein unverwechselbares Äußeres, dieses Strahlen und seine unbändige Energie haben mich sofort in den Bann gezogen. Ein Mädchentyp, aber man sieht ihm an, dass er ein bisschen „irre“ ist. Ein Typ, von dem man denkt, der kann nicht alt werden. Ein Typ wie James Dean oder Kurt Cobain.
Die Story ist traurig, es geht um Drogen, um eine trostlose Umgebung, in der nichts echt ist. Die Jugendlichen verloren, orientierungslos. Schon tot, obwohl sie leben.
Ich verstehe es so, dass sie nach einem Ausweg suchen. Entweder im Suizid oder in einem neuen Leben. Trauen sie sich, lassen sie Gefühle zu? Vertrauen sie sich? Und der Dealer verspricht ihnen alles, mit den neuen Drogen. Eine schöne neue Welt voller Wärme, Blumen und Freude. Eine falsche Welt. Welchen Weg nehmen sie?
Der Song fesselt mich, weil er langsam anfängt und die Drums und die Gitarre am Ende so kraftvoll, fast schmerzhaft sind.
Schmerzen mit Schmerzen bekämpfen
Der Tod meines Mannes 2020 hat einen unendlichen Schmerz in mir ausgelöst. Weil ich die Jahre über gelernt habe, meine Gefühle zu kontrollieren, habe ich genau das auch getan. Ich habe mich unter Kontrolle gehalten. Doch Gefühle müssen verarbeitet werden. Und mein Körper hat einen Weg gefunden. Schmerzen. Ich habe mir meinen Daumen verstaucht, meine Kapsel am Ringfinger zerstört, ich bin aufs Knie gefallen und wurde mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, weil ich mich nicht mehr bewegen konnte vor Rückenschmerzen. Weil ich nicht fühlen wollte, hat sich der seelische Schmerz den Weg über den Körper gesucht. Dem seelischen Schmerz wollte ich mich nicht stellen. Die körperlichen Schmerzen konnte ich mit Tabletten abstellen. Und ich trieb dieses Spiel weiter, so wie dieser Song. Ich steigerte mich durch Aktionismus, durch Sport und durch exzessives Verhalten in weitere Schmerzen hinein. So lange, bis ich es verstanden habe, dass ich stehen bleiben muss und mich meinem Schmerz stellen.
Meine Droge war die Bewegung, Leistung. Du willst es in 10 Stunden? Ich mach‘s Dir in 5! Meine Dealer waren all die Coaches und Workshops, deren Ziel es war, noch mehr Leistung aus mir herauszuholen. Immer mit dem Ziel, dem Schmerz davonzulaufen.
Das, was ich für Resilienz hielt, war reine Selbstausbeutung. In Wirklichkeit hatte ich einen Weg gefunden, mich auszuquetschen, wie eine Zitrone.
Und heute?
Viele Therapiesitzungen mit craniosacralen Behandlungen zeigen Wirkung. Ja, ich habe wieder zugenommen, weil ich mir die Ruhe gönne, die ich brauche. Nach drei Jahren habe ich es geschafft, nicht mehr durch totale Erschöpfung dem Schmerz auszuweichen. Mit meinem neuen Partner an meiner Seite schaffe ich es endlich, Pausen einzulegen und Gefühle zuzulassen. Ab und zu merke ich noch, wie ich in alte Muster abrutsche, aber meine Sensoren erkennen rechtzeitig, wenn es so weit ist.
Mit der neuen Selbstständigkeit bewege ich mich weg vom Optimieren und vom Tausendsassa. Ich will mich für eine Sache entscheiden und alle Kraft dort hineinstecken. Ich bin angekommen.
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer Serie, bei der ich meine Gedanken zu Musikstücken verblogge. Musik hat mir in meiner schwersten Zeit der Trauerbewältigung unheimlich geholfen. Nicht immer in einem gesunden Maß an Lautstärke, aber auch hier bin ich mir treu geblieben und habe versucht, den Schmerz mit Schmerz zu bekämpfen. Musik begleitet mich immer. Ich liebe es, auf Konzerte zu gehen, die Energie der Musiker zu spüren und einfach mitzutanzen. Tanzen war für mich das Mittel, um all meine Trauer abzuschütteln und wieder Freude zu fühlen.